.:: Berlin 2012 Bericht
Samstag, 10.3.2012
Früh am Morgen ging es los. Wir waren zwar bereits um 7:30 Uhr beim FIRST Institut, aber dadurch, dass wir noch packen mussten, weil wir das nicht am Vortag geschafft haben, konnten wir erst um 8 Uhr losfahren. Glücklicherweise war am Samstagmorgen auf der Autobahn noch nicht viel los, so kamen wir um 8:40 Uhr in der Halle an. Zunächst gingen wir gepäcklos rein, um uns anzumelden und im Gebäude umzuschauen. Die Tische waren etwas klein für die Teams (40 cm x 150 cm), am Anfang standen pro Tisch sogar nur zwei Stühle zur Verfügung, was aber geändert wurde. Nett waren aber die Süßigkeiten und die Äpfel, die auf jedem Tisch bereitlagen. Als wir dann schließlich unsere Roboter reinholten, gab es viele erstaunte Blicke und Überraschungen beim Anblick unserer Roboter, aber auch auf unserer Seite, als wir die Modelle der anderen Teams gesehen haben. Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt und uns eingerichtet hatten, gingen wir mit dem Laptop und einem Roboter zum Spielfeld, um diese zu testen. Sowohl Licht- als auch Kompassbedingungen stellten sich als recht befriedigend heraus, sodass die Roboter ohne weitere Probleme sofort liefen. Laut dem Spielplan, den wir netterweise schon vor ein paar Wochen erhalten hatten, fand unser erstes Match gegen alte Bekannte statt.
Die kommerziell erhältlichen Roboter aus China (Roboter: klick, Bauanleitung: klick, fertige Software zum Downloaden: klick) haben wir vorher beobachtet, sie waren schnell und liefen zuverlässig. Wir wussten also, dass es ein spannendes Match werden würde.
Fünf Minuten vor Spielbeginn, also um 11:45 Uhr, waren wir am Tisch und bereiteten unsere Roboter vor. Danach wurden sie noch kurz vermessen und gewogen (einer wog mehr als gedacht, aber 1250 g sind ja noch erlaubt). Das Spiel wurde angepfiffen, wir stürmten durch und schossen schnell das erste Tor. Doch unser Gegner konnte ebenso schnell auf ein 1:1 kontern. In den folgenden Minuten voller heftiger Zweikämpfe im Mittelfeld sowie einigen Pushgoals auf unserer Seite (und nebenbei voller Wobble-Effekte des Spielfeldes, weil sie nur auf zwei dünnen, wackligen Stützen standen) konnten wir uns mit zwei weiteren Toren zu einem 3:1 absetzen. Die Gegner konnten zwar noch ein Tor schießen, aber danach schienen sie größere Schwierigkeiten mit dem Kompass zu haben, sodass wir mit vier weiteren Toren die Oberhand über das Spiel gewannen. Zur Halbzeit stand es 7:2, und wir wechselten nun auf die andere Spielfeldseite. Uns wurde klar, warum die Gegner Kompassprobleme hatten, denn in der zweiten Halbzeit funktionierte einer unserer Roboter nicht mehr richtig, er zappelte nur auf der Stelle rum. Das nutzten die Gegner aus, und sie schossen ihr drittes Tor. Zu allem Überfluss brach unser Teamkapitän in der Aufregung durch eine unglückliche Handbewegung den Kompass von einem Roboter runter. Dieser wurde daraufhin als defekt erklärt, und der Schaden konnte auch nicht mit Tape behoben werden, da der Kompass stabil und gerade stehen musste. Doch wir hatten nochmal Glück im Unglück, denn es war der Roboter, der ohnehin nicht mehr gut funktionierte. Für den Rest des Spiels war unsere Mannschaft somit auf einen Roboter gekürzt. Dieser konnte die Angriffe der Gegner größtenteils aufhalten, musste sich allerdings zweimal geschlagen geben, konnte dafür aber auch drei weitere Tore schießen, sodass der Endstand 10:5 war. Das war ein aufregendes und spannendes Spiel, sodass wir uns erstmal ausruhen mussten.
Nachdem wir die Akkus geladen und unsere zerstörten Abstandshalter ausgetauscht haben, bereiteten wir uns auf das zweite Spiel vor. Dieses Mal war unser Gegner nicht so stark, wir waren in Sachen Geschwindigkeit weit überlegen, sodass die typische Spielsituation etwa folgendermaßen aussah: Der Gegner hat Anstoß, wir krachen beim Anpfiff auf den Gegner rauf, sodass dieser fast umkippt, fahren mit dem Ball am Stürmer vorbei in die Ecke und versuchen von dort aus, ein Tor zu erzielen. Das gelingt uns erst nach gefühlten zehn Pushgoals, weil der gegnerische Torwart sich kaum von der Stelle bewegt. Bis auf einige unglückliche Situationen, bei denen unser Roboter etwas ungeschickt gefahren ist, was entweder freie Bahn für den Gegner schuf oder in Eigentoren endete, verlief das Match wie vorher beschrieben. Endergebnis: 26:3.
Die letzten beiden Spiele an dem Tag spielten wir gegen einen Gegner. Wie immer haben wir die Akkus aufgeladen und sind pünktlich zum Spielfeld gegangen. Unser Gegner, auch ein Team aus Berlin, brachte zwar mehr oder weniger zuverlässige Roboter ins Spiel, allerdings waren wir auch hier um einiges schneller als der Gegner, sodass er zwar mehr Widerstand leistete als unsere vorigen Gegenspieler, wir am Ende aber doch relativ klar mit 16:3 gewannen. Es gab einige Zusammenstöße, sodass auch hier unser Schutzblech hin und wieder abflog, die Schäden hielten sich jedoch in Grenzen, im ersten Spiel zumindest. Im zweiten Spiel stießen wir unglücklicherweise derart auf den Gegner, dass seine Platte, die knapp über Unserer liegt, tief in unseren Stürmer hineinschnitt und unser Plastikomniwheel zerstörte. Einzelteile flogen aus dem Roboter heraus und verteilten sich über das Spielfeld. Zumindest wurde uns die Möglichkeit eingeräumt, unsere Bruchstücke aufzusammeln. Der Schaden konnte zwar recht schnell behoben werden, wir ließen uns damit aber Zeit, mit dem Gedanken, lieber nur einen Roboter spielen zu lassen, bevor sie sich auch noch gegenseitig zerstören. Ein Roboter alleine weist eine schlechtere Defensive auf, konnte aber auch freier fahren, da normalerweise sein Partner ihn zum Teil blockiert. Wir schossen daher im zweiten Spiel mehr Tore als im Ersten, so endete das Match 22:0. In dieser Partie wurde so Einiges beschädigt. Beim Gegner rauchte der Torwart ab (daran sind wir aber nicht Schuld), bei ihrem Stürmer haben wir einen Lichtsensor abgeschlagen. Die Schiedsrichter fanden das Spiel recht amüsant, auch wir konnten uns an manchen Stellen das Lachen nicht verkneifen, wir hatten also unseren Spaß an der Sache, was ja auch das Wichtigste ist. Da das Match das Letzte am Samstag war und somit die Halle bald geschlossen hatte, packten wir zusammen und fuhren zurück zu FIRST.
Sonntag, 11.3.2012
Am Sonntag sind wir pünktlich um 8:30 Uhr in die Mosaikhalle gekommen. Dort nutzten wir die verbleibende Zeit zum Aufladen der Akkus und zum Reparieren von Hardwareschäden, die im Laufe des Turnieres am Roboter aufgetreten sind. Unser erstes und vorletztes Match an diesem Tag fand um 9:35 Uhr statt. Die Aufregung war groß, schließlich war der erste Platz bereits zum Greifen nahe, und das letzte Hindernis war unser größter Konkurrent.
Zehn Minuten vor Spielbeginn waren wir bereits am Tisch, um in aller Ruhe die Roboter kalibrieren zu können. Danach fing das Spiel an. Zunächst sah es nicht so gut aus, da in bestimmten "Lack-of-progress" Situationen der Ball für uns ungünstig verlegt wurde, sodass entweder der Gegner frei durchfahren konnte oder wir Eigentore verursachten. Die Schiedsrichterentscheidungen waren nicht immer verständlich und überlegt, was angesichts der hohen Spielgeschwindigkeit absolut nachvollziehbar ist. So lagen wir nach etwa fünf Minuten mit 0:3 zurück und befanden uns damit klar auf der Verliererstraße, bevor wir auf ein 1:3 kontern konnten. In den verbleibenden drei Minuten fiel auf jeder Seite noch jeweils ein Tor, damit stand es zur Halbzeit 2:4 für die Gegner. Wir spielten jetzt auf der Spielfeldseite mit den eher schlechteren Kompassbedingungen, was uns ziemliche Sorgen bereitete. Provisorisch konnten wir diesen Nachteil dadurch beheben, dass wir den Kompass gröber kalibrierten. Dadurch fährt der Roboter, was die Spielrichtung angeht, unpräziser, aber dafür flüssiger. Die zweite Hälfte begann mit einem Tor von uns, das wie ein Push aussah, weil unser Roboter mitsamt Ball auf den gegnerischen Torwart stieß und der Ball danach ins Tor rollte. Entschieden wurde zu unserem Glück, dass es dennoch ein Tor war. Während der nächsten drei Minuten fiel kein einziges Tor, dafür gab es heftige Zusammenstöße zwischen den Robotern. Zwischendurch fuhr einer unserer Roboter mit halboffenem Schutzblech über das Spielfeld. Dann kam ein starker Crash. Der gegnerische Stürmer bretterte mit voller Geschwindigkeit an unseren Torwart und brach sich dabei an unserer Aluminiumplatte einen Ultraschallsensorschutz runter. Sofort wurde das Spiel angehalten, und die Teammitglieder beider Teams durften an das Spielfeld, um die Hardwareschäden zu beheben. Unsere Reparaturen bestanden nur aus dem Tapen der Schutzbleche, denn mehr konnten wir in dem Moment nicht machen. Danach ging das Spiel weiter. Kaum sind 30 Sekunden vergangen, folgte der nächste Zusammenprall. Diesmal flog der komplette Ultraschallsensor vom Gegner runter, der Stürmer wurde als defekt erklärt. Dieses Defizit der Gegnermannschaft, nur noch den Torwart auf dem Spielfeld zu haben, nutzen wir aus, und wir schossen in den verbleibenden vier Minuten ein Tor nach dem anderen. Am Ende haben wir das Spiel mit einem Endergebnis von 7:4 erfolgreich gedreht. Die große Erleichterung war sowohl bei uns als auch bei unserem Professor zu sehen.
Bis zum letzten Match waren es noch eineinhalb Stunden. Da unser letzter Gegner eher leistungsschwächer war, beschlossen wir, nur die Akkus zu laden und uns auszuruhen. Das letzte Spiel verlief ähnlich wie das Erste gegen dasselbe Team (26:3). Am Ende gewannen wir mit 29:3. Damit haben wir alle sechs Spiele mit einer Gesamttorbilanz von 110:18 gewonnen, erzielten den ersten Platz und waren somit für die deutsche Meisterschaft im Magdeburg qualifiziert.
Auch wenn wir recht zufrieden sind mit diesem Resultat, so müssen wir dennoch unsere Arbeit kritisch betrachten und feststellen, dass es an unseren Robotern noch Optimierungsbedarf gibt. Die Gegner in unserer Liga waren eine Herausforderung, die uns unsere Schwächen aufgezeigt hat. Bis Magdeburg wollen wir unsere Roboter möglichst gut verbessern, um mit der nationalen Spitze mithalten zu können.
YouTube: Video vom Berliner Qualifikationsturnier in Berlin (Zusammenschnitt)